TRANSMITTER-X.ORG : SUBRAUM POST


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TRANSMITTER-X.ORG
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SUBRAUM POST : PROJEKTVORSCHLAG FÜR NETWORK-GRANTS : 16.04.2006
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SUBRAUM POST [download 69 KB]

kunst lebt immer schon durch kommunikation, diskurs und in konfrontati-on mit der welt.

am 1. märz 2006 wurde das gesamte österreichische kunstnetz durch die novellierung des telekommunikationsgesetzes zum schwarzen loch erklärt. der schweren masse hochaktiven künstlerischen potentials wurde ein kriminalisierender maulkorb verpasst, der sich gewaschen hat:

37.000,– euro strafe für ein einfaches lebenszeichen künstlerischer ak-tivität kommt einem gesetzlichen berufsverbot gleich.
auf der anderen seite wird auch das recht und der wunsch von inter-essierten, über [neue] kulturelle aktivitäten informiert zu werden, auf das sträflichste missachtet.
trotz noch so geschickt formulierter »opt-out«-angebote der möglichkeit zur abbestellung der mailings kann laut TKG jeder, der sich durch elek-tronische nachrichten aus dem kunstraum belästigt fühlt, oder schlicht auch nur eine finanzielle einnahmequelle vermutet, auf schadenersatz bis zur höhe von 37.000,– euro klagen, denn gesetzlich ist jetzt die aktive »opt-in« methode vorgeschrieben.

während NETZNETZ um die vergabe von ein paar tausend euro votet, werden alle neuen – so auch die per NETZNETZ geförderten – kunstprojekte wei-terhin im virtuellen raum unbemerkt von der breiten öffentlichkeit vor sich hindümpeln und am ende lautlos implodieren, denn auf »kunden« zu warten, die zufällig vorbeikommen, hat sich selbst in der wirtschaft nicht bewährt – daher wurde die lästige werbung erfunden. was aber für den rest der welt recht ist, muss für unseren virtuellen raum billig sein.

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da mailing weder spiel noch privatvergnügen ist, sondern künstlerische realität, fordern wir die gründung einer interdisziplinären plattform »SUBRAUM POST« innerhalb von NETZNETZ mit folgenden politischen ziel-setzungen:
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1.
entkriminalisierung von mailings für kunst-, sozial- und umweltprojekte durch einen TKG-rückbau auf die demokratischere »opt-out« methode.
2.
gleichstellung moderner netz-werbe- und informationsmethoden mit den traditionellen wie z.b. massenaussendungen, postwurfsendungen und wer-befernsehen.
3.
senkung des strafmaßes auf 1,- euro, wenn der austragsaufforderung versehentlich nicht sofort folge geleistet wurde. bei mehrfacher über-tretung der aufforderung ein strafmaß bis max. 1 000,- euro. [das ge-ringe strafmaß verhindert ein lukratives nebengeschäft von findigen an-wälten].
4.
das recht zur recherche und verwendung von veröffentlichten e-mail-adressen sowie zu einer ersten kontaktaufnahme.
5.
das recht zur weitergabe von mailingadressen innerhalb des kunstraums, denn auch postadressen dürfen für massenaussendungen verwendet und sogar kommerziell ge­handelt werden.
6.
gesetzliche verpflichtung zur offenlegung von ansprechpartnern im öf-fentlichen raum sowie in medien via e-mail. alle personen, die in mit steuergeldern [mit]finanzierten bereichen, also ämtern, anderen offi-ziellen stellen und medien arbeiten, müssen durch veröffentlichung von namen, tätigkeitsbereich und e-mail­adresse persönlich in ihren funkti-onen ansprechbar gemacht werden. um das argument der »zumüllung« zu entkräften, könnte der wunsch nach nur-text-mails verbindlich gemacht werden.

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vorgangsweise und organisation:
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1.
partnersuche innerhalb von NETZNETZ zur bündelung aller interessierten kräfte.
2.
breit angelegte fachliche prüfung, ob ein derart rigide formuliertes gesetz nicht gerade die progressivsten mitglieder der bevölkerung mas-siv unterdrückt, benachteiligt, diskriminiert und vielleicht im wei-testen sinn eine menschenrechtsverletzung [recht auf infor­mation] dar-stellt.
3.
breit angelegte öffentlich-mediale diskussion innerhalb der betroffenen gruppen zur erarbeitung von lösungsstrategien.
4.
nationale und internationale partnersuche in allen kunstinstitutionen, verbänden und verwertungsgesellschaften bzw. ämtern sowie bei allen künstlern, kunstfreunden und interessierten.
5.
sponsorensuche für den präzedenzfall: wenn auf demokratisch-politischem weg keine änderung des TKG zu erwirken ist, wird die gründung einer aktivistengruppe zur führung eines muster­prozesses bis EU-ebene not-wendig.

oder alternativ, wenn punkt 5 zu riskant erscheint:

6.
erstellung einer MAILSTATION im exterritorialen raum und abwicklung aller mailings über diesen straffreien raum.

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basisdemokratische forderung:
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allgemeiner ADRESSPOOL innerhalb von NETZNETZ mit angeschlossenem mail-service für jeden kunstschaffenden. ziel sind mindestens 30.000 fach-adressen. aufbau einer zentralen [inkl. zusammenlegung aller öffent-lich und privat existierenden e-mailadress-sammlungen], redigierten, gesicherten und laufend aktualisierten kunst-e-maildatenbank, die jeder künstler und netzaktivist für seriöse veranstaltungs- oder projekt-informationen gratis und verbindlich über NETZNETZ in anspruch nehmen kann, dazu:
1.
oberflächen- und softwarentwicklung für das zusammenlegen, überprüfen und redigieren externer datenbanken im netzwerkverband, inkl. mailin-gliste.
2.
userfreundliche, verständliche oberflächenentwicklung für vereinfachte, ästhetisch stan­dartisierte mailing­abläufe über das netz mit anbindung an kostenfreie internationale mail­services.
3.
linkübersicht aller in österreich tätiger netzkünstler und -aktivisten [erstellung über selbsteintrag].




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REFERENZPROJEKTE
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1990–1991
RAUMKONSTRUKTION

Kinetische Laserskulptur, D 300, H 1200 cm.
Für EMCO Maier Ges.m.b.H. Innovationscenter, Hallein

1997–1999
KONZIPIERUNG, GESTALTUNG und PROGRAMMIERUNG eines RELATIONALEN DATEN-BANKSYSTEMS, das die komplette ausstellungstätigkeit, alle bestände des archivs und sämtliche mitgliederdaten der wiener secession seit ihrer gründung 1897 beinhaltet und über umfangreiche such- und darstellungs-optionen eine detaillierte auswertung ermöglicht.
© GRAF +ZYX, WIENER SECESSION

2001
SECESSION 1897–2000
KONZIPIERUNG, GESTALTUNG und PROGRAMMIERUNG einer PLATTFORMÜBERGREI-FENDEN HYBRID-CD-ROM mit dem kompletten, adaptierten und aktualisierten datenbestand des relationalen datenbanksystems der secession aus 1999
© GRAF +ZYX

2004
TRANSMITTER-X.ORG [webspace für interdisziplinäre kunstprojekte]

SHOP

RAUM I+II

ab 2005
NOMADEN DER ZEIT [work in progress]

FLASHBACK

ab 1980
FILM/VIDEO

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BIOGRAFIE
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GRAF +ZYX
[GRAF] institut für heimerziehung, dipl. politikwissenschaft und publi-zistik an der universität wien. seit 1977 fotografie und film.
1980–1985 universität für angewandte kunst in wien [meisterklasse prof. oberhuber], 1985 dipl. mag. art.
[ZYX] ausbildung in klassischer violine in wien. indische musik am in-stituto canneti, italien.
psychologie und philosophie an der universität wien. elektronische musik und musikproduktion. seit 1980 experimentelles video.

leben und arbeiten als freischaffende künstler in wien und nö.
seit 1980 ausschließlich gemeinsame projekt- und ausstellungstätigkeit unter »GRAF +ZYX : MEDIENSYNTHETISCHE PROGRAMME« in den bereichen video- und computerkunst, web- und datenbank-design und -programmie-rung, videoskulptur, musik und möbelobjekt.
produktionen und veröffentlichungen unter RÖNÖ MOL, ROTER ROT, SOUZA STARFIGHTER, INFRA und PROTOTÜP2.

1982
gründungsmitglieder von »tanztheater wien« [tanzkompanie]
1983–1985
mitglieder der künstlervereinigung »künstlerhaus wien«
1983
gründung des labels »museum of private arts« [MOPA]
1984
gründungsmitglieder von »kunst schwer« [verein zur förderung medialer selbstrepräsentation von kunstschaffenden]
seit 1985
mitglieder der künstlervereinigung »wiener secession«
1987–2000
im vorstand der wiener secession
1987
gründungsmitglieder von »stilbruch ag« [arbeitsgemeinschaft für zeitge-nössisches design]
1992–1994
lehrauftrag für video- und filmkunst an der hochschule für künstle-rische und industrielle gestaltung in linz
2004
gründung von »transmitter-x.org« [webspace für interdisziplinäre kunst-projekte]

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AUSZEICHNUNGEN
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1984
clio awards [original music scoring], new york [für musik zu peter weibels »johnny filter«]
1985
albert paris gütersloh preis der hochschule für angewandte kunst in wien [für den videoclip »step/4 to electronic futurism«]
1991
großer preis der stadt wien für projektkunst

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AUSSTELLUNGEN/PROJEKTE
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